Ob koordinieren, rapportieren oder bestellen von Material – die Aufgaben von Polier Moritz Nigg sind vielseitig. Der erfahrene Tunnelbauer leitet für die Bauunternehmung Implenia den Schichtbetrieb auf der Baustelle des Sicherheitsstollen Cholfirst. Im Interview spricht er über seine Aufgaben, die Herausforderungen und wie er seine Erfahrung von anderen Projekten einbringt.

Portrait Michael Ritter

 

Moritz Nigg, Sie leben in Ilanz im Kanton Graubünden und arbeiten derzeit als Polier auf der Baustelle für den Sicherheitsstollen. Sind Sie das erste Mal hier in der Region als Tunnelbauer tätig?

Nein, es ist bereits das zweite Mal, dass ich hier in der Region arbeite. Ich war bereits beim Bau des Galgenbucktunnels in Neuhausen am Rheinfall dabei. Dort habe ich mit meinem Team die Betonarbeiten gemacht. 

Seit meinem Polierdiplom 1991 habe ich schon zahlreiche Projekte im Untertagebau begleitet. Dazu gehören etwa die Neat, wo ich beim Zugang Sedrun acht Jahre beschäftigt war oder der Flimsersteintunnel, also die Umfahrung des bekannten Bündner Skigebiets Flims. Es ist schön, nun wieder hier in der Region zu sein. Ich lebe derzeit in einer Wohnung in Neuhausen am Rheinfall. Am Wochenende bin ich im Bündnerland, wenn meine Frau mich nicht gerade besucht. Sie ist auch gerne hier in der Region Schaffhausen. 

 

Welches sind Ihre Aufgaben als Polier?

Als Polier leite ich von Montag bis Freitag den Dreischichtbetrieb. Wir arbeiten hier rund um die Uhr. Zu meinen Aufgaben gehören das Planen und Überwachen der Arbeitsabläufe, die Umsetzung der Leistungsvorgaben, aber auch die Personalbetreuung, Geräte- und Materialbewirtschaftung oder das Rapportwesen. Dabei schaue ich etwa, dass genügend Material auf der Baustelle vorrätig ist und bestelle Baustoffe wie Beton oder Metallanker. Den Grossteil des Arbeitstages verbringe ich auf der Baustelle, wo ich mit den Vorarbeitern die Maschinen koordiniere oder mit den Maschinisten schaue, dass die Wartungen der Geräte durchgeführt werden. Dabei bin ich im engen Austausch mit der Bauleitung, die schaut, dass alle Arbeiten planmässig ausgeführt werden.  

 

Welche dieser Arbeiten gefallen Ihnen besonders?

Ich plane und verbessere gerne die Arbeitsabläufe. Ich habe schon zuvor Tunnels und Sicherheitsstollen gebaut. Es gibt immer wieder Verbesserungen und Veränderungen, die man von einer Baustelle zur nächsten mitnimmt. Zudem ist besonders wichtig, dass wir als Bauteam gut funktionieren. Beim Tunnelbau arbeitet man mehrere Jahre als Team zusammen, danach trennen sich oft die Wege – nur, um sich später wieder zu treffen. Mit dem Team hier im Sicherheitsstollen habe ich vor zehn Jahren bereits an einem Projekt gearbeitet. Wir haben uns danach nicht mehr gesehen und nun arbeiten wir wieder täglich zusammen. Da ist es wichtig, dass man nach Arbeitsschluss sowie am Projektende im Guten auseinandergeht. Im Tunnelbau sieht man sich immer zweimal. 

 

Welche aktuellen Arbeiten stehen jetzt an – und welche Herausforderungen gibt es im Projekt

Derzeit läuft der maschinengestützte Vortrieb. Mittlerweile sind wir mehr als 400 Meter tief im Berg und erreichen in 100 bis 200 Metern die felsige Gesteinsschicht.

Zu Beginn stellten die engen Platzverhältnisse für uns eine Herausforderung dar. Ein Sicherheitsstollen ist im Gegensatz zu einem Bahn- oder Strassentunnel sehr eng. Das heisst auch, dass sich die Maschinen anfangs nicht kreuzen konnten – und Raum für ein Wendemanöver gibt es schon gar nicht. Hatte die Tunnelmaschine drei Meter ausgebrochen, musste sie den ganzen Weg aus dem Stollen fahren, damit die Maschine für das Betonieren rein konnte. Das belastet die Maschinen stark und führt zu Materialverschleiss. Nun konnten wir nach etwa 400 Metern einen Kreuzplatz schaffen, was Zeit spart und den Materialverschleiss reduziert.